Moulton Erfahrungen 2x 6000 Kilometer Asien

      Moulton Erfahrungen 2x 6000 Kilometer Asien

      Ich bin mit meiner Freundin und unseren Moultons auf einer fast halb-jährigen Reise durch Zentral- und Südostasien (Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgistan, China) gewesen, bei der wir über 6000 Kilometer Wegstrecke zurückgelegt haben. Es hat dazu auch schon einen Post im Forum gegeben (awayandanywhere.de).
      Ich habe viele Infos aus diesem Forum gezogen, um mich schließlich für ein Moulton zu entscheiden. Da bestimmt viele Interesse daran haben, wie sich ein Moulton "weltreisemäßig" schlägt, berichte ich hier über unsere technischen Erfahrungen, welche im Blog keinen Eingang fanden. Ich habe mit meiner Freundin zusammen schon einige 10.000 Kilometer Raderfahrung gesammelt. Wir sind vorher schon Stahlreiseräder (Patria Terra: Rohloff, Magura, Son, Tubus, etc.) gefahren, haben ein Stufentandem (Hase Pino) und haben auch schon eine Transalp (Heckmair Route) mit MTBs gemacht. Mein schrauberisches Talent befindet sich im Mittelfeld. Ich habe bisher noch alle unsere Räder komplett selber gewartet oder zusammengebaut, brauche aber für vieles lange und mache Fehler. Ich habe keinerlei Ausbildung in einer handwerklichen Richtung. Ich schreibe das nur, um Auskunft darüber zu geben, wie die weiteren Informationen einzustufen sind. Außerdem möchte ich anmerken, dass es sich natürlich nur um meine persönlichen und durchaus subjektiven Eindrücke handelt.

      Räder: 2 x Moulton TSR 9 mit Original Front und Gepäckträger. Die Lenker wurden gegen Rennlenker mit Retroshiftschaltung ersetzt und die beiden vorderen Kettenblätter passend ergänzt. Bilder gibt es auf dem Blog unter Ausrüstung.

      Transport: Wir haben unsere Moultons etliche tausend Kilometer per Zug und Bus bewegt. Da wir am liebsten auf dem Landweg reisen, haben wir die Räder von Deutschland bis nach Georgien transportiert. Meine Freundin hat aus je vier blauen Ikeataschen (Frakta) für 50cent pro Stück Transporttaschen genäht. Der Tipp kam von Herrn Hammel und war super. Das Material kostet nichts, ist sehr leicht, klein packbar und ziemlich robust. Zum Transport ist zu sagen, dass es echt super nervig und auch aufwendig ist, dass Moulton zu verpacken. Ich hatte mir das leichter vorgestellt. Die Reifen haben wir immer drinnen gelassen und nur den Lenker quergestellt sowie den Sattel raus. Nimmt man die Reifen raus, sind es beim Transport noch mehr Einzelteile, die aneinander reiben und schlagen. Danach beide Rahmenhälften nebeneinander in eine Tasche und einen Spanngurt drum. Trotzdem dauert es pro Rad 15 Minuten Zerlegezeit. Sind die Räder einmal verpackt, sind die Taschen sehr schwer zu tragen (für meine Freundin unmöglich) und es muss sehr aufgepasst werden, dass das Rad nicht beschädigt wird, weil es in den Taschen nur vor Kratzern, aber nicht vor Stößen und Schlägen geschützt ist. Wer also vor hat mit dem Moulton Städte Reisen zu unternehmen und zwischen Bus und SBahn hin und her zu springen ist an der falschen Adresse. Hier ist ein Birdy oder Brompton, um ein vielfaches besser. Nun zum Positiven: Ein zerlegtes Moulton in einer Tasche wird ausnahmslos immer mitgenommen, oft ohne Aufpreis und relativ komplikationslos. Während ein normales 26 zoll Rad bei jedem Transport außerhalb von Deutschland Probleme bereitet (das weiss ich aus Erfahrung!) und ein Tandem ein Staatsakt bedeutet, melden wir das Übergepäck Moulton meist überhaupt erst gar nicht an. In Reisebussen ist es völlig unproblematisch (wird einfach unten reingeladen, wie auch die Reisetaschen) und auch in vielen Zügen ist genug Platz. Bei Langstreckenzügen in Asien gibt es oft Züge mit Liegeplätzen. Hier kann auch das Moulton bei mangelndem Platz zum Problem werden. Hier gibt es eine einfache Möglichkeit: Entweder eine Doppelkabine (Bukarest-Istanbul gemacht) oder einen zusätzlichen Schlafplatz nehmen und Fahrrad und Gepäck dort unterbringen. Das haben wir in Kasachstan gemacht und es hat fast nichts gekostet. Das sich das Moulton gut in einem Koffer verpacken lässt ist klar. Wir haben davon abgesehen, da dies sinvoller ist bei einer Flug Hin- und Rückreise. Wichtig ist anzumerken, dass ein kräftiger Mann von Nöten ist, um ein verpacktes reisefertiges Moulton zu wuchten! Gerade Frauen oder ältere Semster werden hier schnell an ihre Grenzen stoßen. Mir war es mit meinen 28 Jahren schon manchmal ganz schön schwer und ich bin relativ stark (habe zwei Jahre als Möbelpacker gearbeitet).

      Fahrverhalten: Das Fahrverhalten begeistert mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin vorher ein schweres Reiserad gefahren und würde das persönlich nicht mehr machen. Das Moulton mit leichtem Gepäck (max 32 Kilo Moulton + alles andere) fährt sich nicht wie ein Reiserad. Es ist relativ schnell. Vorallem das Anfahren (generell Beschleunigen) kostet verglichen sehr wenig Kraft. Das Rad ist agil und trotzdem sehr steif und mit gutem Geradeauslauf. Es ist "leichtfüßig". Mit etwas Übung kann man beladen freihändig fahren. Die Steifigkeit des Rahmens ist unglaublich. Beladen im Wiegetritt verwindet sich das Rad kein Stück. Hinzu kommt, dass die Federung schlechten Teer und Pisten sehr komfortabel schluckt, ohne Antriebskräfte zu nehmen. Ich habe kaum noch Po- und Handgelenksschmerzen. Auch taube Finger habe ich nur noch bei sehr kaltem Wetter. Alles was mit einem normalen Reiserad (26zoll Rohloffrad) gefahren werden kann, geht prinzipiell auch mit dem Moulton. Teilweise schneller und komfortabler. Jetzt kommt das aber: Die Reserven des Moulton sind in jede Richtung geringer als beim normalen Reiserad (egal ob 26 oder 28 zoll). Das Moulton fährt nur gut mit weniger Beladung, die komprimiert und nicht ausladend oder beweglich angebracht sein darf. Große Räder sind hier bei schwerer oder schlecht angebrachter Ladung wesentlich toleranter. Das gleiche gilt für Untergründe. Die Sicherheitsreserven auf losem Untergrund sind beim Moulton gering und man muss vorrausschauender fahren. Wir sind hunderte Kilometer über staubige kasachische Schlaglochpisten gefahren und das Moulton lief super. Aber Geröll, tiefen Matsch, Schnee und Sand bringen die 20 zoll Reifen leichter aus der Spur. Wie gesagt: man kann das gleiche fahren wie mit einem großen Reiserad, muss es aber gerade bei losen Untergründen lamgsamer, vorsichtiger und mit weniger Sicherheitspuffer (vor Stürzen) machen, als bei großen Rädern. Eine Schicht lose Untergrund auf festem Boden ist problemlos. Sobald mehrere Schichten darunter auch lose sind, wird es schnell unangenehm. Das Moulton eignet sich definitiv nicht für Schnee, Voll-Wüste und Querfeldeinfahrten sowie sehr viel Gepäck (über 80 Liter und über 30 Kg). Inwiefern ein konventionelles Reiserad dafür gedacht ist, steht auf einem anderen Blatt. In jedem Fall ist das Limit generell um einiges höher. Die Reifenwahl sollte gut überlegt sein. Losgefahren sind wir mit 35er Conti Touring Reifen und haben dann auf Schwalbe Big Apple, wegen vieler Pannen gewechselt. Der Big apple ist echt langsam, hatte aber wesentlich mehr Grip auf losem Untergrund. Bei der nächsten Tour dieser Art würde ich wieder einen Touring Reifen nehmen, aber möglichst breit und profiliert! Ein Big Apple muss es nicht sein, denn das Moulton federt von selbst schon genug.

      Eine Anmerkung noch zu den Bremsen: Sytembedingt lässt das Moulton (ohne Hacks) nur mechanische Felgenbremsen zu. Mit diesen lässt sich mein Rad (V Brake) ab Tempo 40 auf trockenem Asphalt nicht mehr vorne blockieren, trotz Brakebooster, Tuningbremsbelägen und sauberer Zugverlegung (Jagwire Bowden). Ich wiege 80 Kilo + 20 Kilo Gepäck + 15 Kilo Rad= 115 Systemgewicht. Mich stört es nicht weiter beim Reisen und ich bin noch in keine gefährliche Situation deswegen gekommen, aber eigentlich reicht die Bremskraft guter mechanischer Felgenbremsen für ein aprubtes Stoppen nicht mehr aus. Bei Nässe am Berg ist ein sicheres und rechtzeitiges Stoppen in einer Gefahrensituation nicht gegeben! Entweder man fährt bei Nässe langsamer als 15-20 Kmh oder riskiert schwere Unfälle. Einen Teil Kraft schluckt auch noch der zusätzliche Zugbogen der Rennbremshebel, doch auch normale Bremsgriffe dürften für Vollbremsungen an ihre Grenzen kommen, aber mehr Druck aufbauen. Wahrscheinlich bauen Rennradbremsen insgesamt mehr Druck bei trockenen Bedingungen auf als V-Brakes. Das ist zumindest meine Erfahrung mit Nicht Moultin Rädern. In den meisten Reisesituationen sind die benötigten Handkräfte gering bis mittel. Sobald aber in einer steilen Serpentinensituation (10-12 % Gefälle) mehr als 600 Höhenmeter am Stück gebremst werden müssen, versagt meine Bremsanlage den Dienst. Felge, Bremsgummis und Reifen werden so heiß, dass man darauf Spiegeleier braten kann, aber faktisch keine echte Bremsleistung mehr hat. Hier hilft nur jede 10te Kurve anhalten und warten. Wer überwiegend im alpinen Gelände mit schwerem Gepäck unterwegs ist, muss sich eine gute Lösung einfallen lassen. Evtl. Rennradbremsen mit gedichteten Bowden oder Hydraulische Stopper. V-Brakes sind hierfür eigentlich zu schwach und Cantilever ungeeignet. Für Hochlandregionen wie Tibet gilt das so nicht. Wir waren lange oberhalb der 3000 Meter Marke in Osttibet und auch in Kirgistan und mussten feststellen, dass hier die Steigungen (bis kurz vorm Pass selten mehr als 5-7 %) wesentlich geringer als in den Alpen sind (oft mehr als 10%). V-Brakes reichen im Trockenen völlig aus. Weichere Bremsbeläge (und dafür Ersatz) und eine gute Felge sind zu empfehlen, da - wie erwähnt - die 20zoll Felgen extrem heiß werden. Warum Moulton nicht wenigstens die Möglichkeit für gute mechanische Scheibenbremsen vorne bietet, verstehe ich nicht (hinten bedarf es halt durchgehender Züge und Bowden bei mechanischen Scheiben). Ich bin lange eine Avid BB7 Road (mit Rennlenker und Zusatzhebeln) gefahren und die Bremsleistung ist (sehr feine Einstellung vorrausgesetzt) überragend (vorallem auch bei Nässe).
      (Fortsetzung, bei 10.000 Zeichen war Schluss)...Gepäck: Moulton und Gepäck ist so ein Thema. Konventionelle Lösungen passen gar nicht (Ortlieb, Vaude, etc..). Wer auf lange Reisen geht, kommt um Gepäcktaschen vorne und hinten nicht drumherum. Zum einen aus Platzgründen und zum anderen aus fahrphysikalischen Gründen. Ein vorne und hinten beladenes Moulton fährt sich um Welten besser, als ein nur hinten beladenes. Habe ich getestet! Ein schlecht hinterlastig beladenes Moulton fährt sich so mies, dass man auch ein xbeliebiges anderes Rad fahren kann. Hinzu kommt, dass hinten hochstehende Ladung, das Fahrverhalten auch sehr negativ beeinflusst. Wir haben vorne zwei kleine Ortlieb Taschen Frontroller (je 12,5 l) mit 10-15 Kilogramm beladen und hinten eine Rolle (Noname) mit 50 Litern und 10 Kilogramm beladen. Vorallem in der Steppe und in den Bergen habe ich noch einen 5 liter Ortlieb TrinkSack auf den "Oberrohren" liegen; sitzt ohne Schwanken - perfekt.

      Vorne: Die Frontroller von Ortlieb passen erstmal nicht. Wenn man die Taschen anklippt wird der Lenkradius um 50% eingeschränkt. Das gilt für V-Brakes. Mit Rennbremsen wäre die Einschränkung wohl um einiges geringer. Vielleicht passen irgendwelche Carradice "Original"-Taschen, aber das kann ich mir kaum vorstellen. Moulton scheint das Problem zu kennen, denn für V-Brakes liegt den Frontgepäckträgern eine flexible Zugumlenkung bei, welche aus meiner Sicht völliger Müll ist. Mein Vater hat noch zwei Tage vor Abreise schnell Abstandshalter aus Alurohr und Aluplätchen gebastelt, welche die Taschen vom Reifen weghalten. Geht sehr gut. Auch ist bei kurzen oder niedrigen Vorbauten in Verbindung mit Rennlenker aufzupassen. Bei uns geht das untere Ende des Rennlenkers nur um einen halben Zentimeter an den Verschlüssen der Tasche vorbei. Also Vorsicht: Hier muss gebastelt und mit verschiedenen Taschen experimentiert werden.

      Hinten: Anfangs sind wir mit einer 30 Liter Ortlieb Rolle (Rack Pack M) gestartet. Dies stellte sich schnell als zu klein heraus und wir haben eine 60 Liter Rolle gekauft, die wir jetzt nutzen (40-50 Liter bepackt und zugerollt). Die Lösung ist nur suboptimal, aber eine bessere Idee - zumal auf Reisen hatte ich nicht. Die Rolle muss sehr gut und dicht gepackt werden und umständlich mit Spangurt befestigt werden. Manchmal muss man ein bis zweimal am Tag nachspannen und auf den Inhalt kann ohne Abspannen nicht zugegriffen werden. Ist der Sack allerdings nach einigen Tagen übung perfekt gepackt und gespannt sitzt er bombenfest - auch auf der schlimsten Schotterpiste. Vorsicht bei großen Füßen. Ich stoße mit 42 fast an den Sack. Auch hier bleibt zu sagen: Basteln und ausprobieren. Da ist ein normales Reiserad wesentlich komfortabler.

      Zusammenfassend kann man sagen, dass man viel rumprobieren muss bis man ein gutes Ergebnis hat, welches das Fahrverhalten nicht negativ beeinflusst. Einmal geschafft ist das Fahrverhalten jedoch grandios. Ein normales Reiserad lässt sich einfacher, ohne Basteln mit mehr Gepäck beladen. Mit etwas Geschick passt aber genug Gepäck auf das Moulton für eine echte Weltreise. Wir hatten alles mit zur Selbstversorgung von der Halbwüste bis auf 4000er Pässe. Wir hatten einen Mix aus normaler und leichter Ausrüstung. Insgesamt etwa 15-20 Kilo Ausrüstung pro Nase (inklusive Schloss, gefüllte Wasserflaschen, Tagesproviant). In der Steppe durchaus zusätzlich 10 Kilo Wasser und Proviant pro Nase.

      Pannen (nur moultonspezifische):

      Generell ist zu sagen, dass die Ausstattung der Moultons ganz weit unter der der Konkurrenz anzusiedeln ist (bei gleichem Preis). Für den Preis des TSR9 bekommt man bereits von der Stange ein unverwüstliches Rohloffrad mit Magura oder ein Fully mit Hydraulik und Shimano XT oder ein Carbon Rennrad mit Ultegra Ausstattung, wohingegen die Anbauteile des TSR9 teilweise Baumarktqulität haben. Preislich machen sich da die Moultons ziemlich lächerlich und man muss sich bewusst sein, dass man das viele Geld für den überragenden Stahlrahmen bezahlt und nicht für die Komponenten.

      Wer ein "Weltreise"-Moulton aufbaut, sollte nur mit MTB Komponenten oder hochwertigen Touringkomponenten a
      Wie Rohloff oder Magura arbeiten. MTB Teile sind in ganz Asien verfügbar, Rohloff und Magura müssen selten bis gar nicht repariert werden. Mit Rennradkomponenten sieht es oft schon wesentlich schlechter aus. Rennlenker geht über Umwege mit MTB Teilen. Es gibt z.B. von Tektro (bei meiner Retroshift) Renn-Bremshebel mit V-Brake Seileinzug. Ist meines erachtens nach besser, als mit Mini-V-Brake oder Umlenkrolle zu arbeiten. Beides hat Nachteile, nicht nur falls es kaputt geht.

      Felgen: Meine Felgen haben über 30 Löcher im Schlauch durch Speichendurchstoß produziert. Davor hatte ich noch nie (in meinem ganzen Leben) einen Speichendurchstoß. Die Felgen sind derart schlecht verarbeitet, dass ich trotz drei Lagen Felgenband und zwei Lagen Isolierband gelegentlich noch einen Durchstoß hatte! Die Quando Felgen (wenn günstiges TSR) besser sofort wechseln.

      Reifen: Bei beiden Rädern waren verschiedene Continental Touring Reifen montiert. Verglichen mit meinen Schwalbe Erfahrungen unterirdisch. Würde ich nie wieder fahren. Soviele Platten wie mit Conti hatte ich noch nie. Wir haben völlig entnervt nach 3000 Kilometer alle vier Contis gegen Schwalbe Big Apple ausgetauscht. Andere 20 zoll Schwalbe Reifen gab es nicht zu kaufen. Seitdem ist die Pannenstatistik okay. Etwa alle 500-1000 Km ein Platter auf vier Reifen.

      Lack: Eins Vorweg: Ich habe von Lacken keine Ahnung. Allerdings hatte ich schon viele günstigere Räder, deren Lack besser gehalten hat. Der Moulton Lack ist sehr weich und platzt schnell ab. Ich weiss gar nicht wie ich zu Hause die unzähligen Lackschäden noch behandeln soll. Ich habe besonders exponierte Stellen außen mit Gewebeband abgeklebt. Ob das eine gute Idee war zeigt sich erst, wenn ich es zu Hause wieder entfernen kann. Für Weltreisen würde ich defintiv das Rad "abkleben". Aber vorher an unauffälliger Stelle testen mit welchem Klebeband, wegen den Rückständen.

      Gepäckträger: Der hintere Gepäckträger verbiegt sich nach unten. Das ist bei meiner Freundin und mir nach etwa 1500 Kilometern passiert. Dabei waren beide mit unter 10 Kilogramm beladen. Nach knapp 3000 Kilometern ist ein Gepäckträger gebrochen. Genau an der Stelle, wo sich die Streben von der Sattelklemme und die der Aufhängung am unteren Teil des Sattelrohrs treffen. Genau dort wo man sofort den ersten Bruch vermute würde. Wir haben den Gepäckträger verstärken und schweißen lassen. Den anderen haben wir vorsorglich auch gleich schweißen lassen. Die Gepäckträger sind definitiv nicht weltreisetauglich! Bei einem Preis von fast 200 Euro lächerlich. Den Träger sollte man für längere Reisen bereits zu Hause verstärken lassen. Das sage ich jetzt nicht aus Wut. Die Träger haben vorher schon so ausgesehen als ob sie nicht halten und haben dann beide ihren Dienst quitiert, trotz ordnungsgemäßer Behandlung. Mir war zwar durchaus bewusst, dass sehr weit hinten angebrachtes Gepäck Hebelwirkung hat, aber anders lässt sich der Gepäckträger nicht mit viel Volumen beladen. Unbedingt sollte man alle Schrauben mit schraubenfest behandeln. Vor allem die dicken Gepäckträgerschrauben vorne und hinten scheinen viele Vibrationen abzukriegen. Wir haben mehrere Schrauben verloren, bis ich sie auf der Schraubunterseite mit Sekundenkleber festgeklebt habe. Panzertape hatte nicht gehalten und was anderes gab es nicht im Ausland. Nächstes mal nehme ich Schraubenfest mit.

      Schaltkäfig: Ein Hinweis noch bezüglich des Schaltwerks. Durch die 20 zoll Reifen sitzt es sehr weit unten und ist exponiert, um von Steinen oder Bordsteinen zerstört zu werden. Nach 2500 Kilometern ist der von meiner Freundin verbogen und bei mir ist das Schaltseil einmal gerissen. Ich würde den kürzest möglichen Käfig je nach Kassette hinten wählen und einen als Esatz mitnehmen! Ansonsten ist auch mit einem Moulton natürlich viel an Ersatz- und Reparaturzeug mitzunehmen, was sich aber nicht von anderen Rädern unterscheidet. Vorallem Ersatzspeichen sind in der Länge nicht im Ausland in guter Qualität erhältlich. Generell sind die 20zoll Räder (36 Speichen) aber sehr stabil. Wir hatten keinen einzigen Speichenbruch.

      Ersatzteilversorgung: Generell empfand ich die Ersatzteilversorgung als ausreichend. Alle Hauptstädte in Zentralasien bieten mindestens einen Laden mit den gängigen aktuellen Markenkomponenten im MTB und oft auch im Rennradbereich. 20 zoll Schläuche mit Autoventil gibt es oft in mittlerer bis guter Qualität. Ich habe die interssante Feststellung gemacht das aktuelle Komoponenten (innerhalb der letzten 4 Jahre) in Zentralasien besser erhältlich sind, als alte. Die Radkultur ist gerade erst im Aufbau und deswegen gibt es quasi nur neue Läden, die nur Neuteile verkaufen. Teilweise sind zehnfach XT Schaltungen, Hydraulische Bremsen (XT) und Rennrad Stis von Sram oder Shimano besser zu bekommen als 8 oder 9 Fach schaltungen. In so ziemlich jeder Hauptstadt auf unserem Weg erhältlich waren: Hydraulische Disc Brakes von Shimano (Slx oder Xt), mechanische Disc Brakes (Shimano, Avid), V Brakes, selten Rennradbremsen, oft Stis, Jagwire Bowden, Schwalbe und Continental Reifen in 20, 26 und 28 zoll, keine Magura Bremsen, keine Nabenschaltungen. Wie gesagt: aktuelle mittelklasse MTB Teile gab es überall.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „fibot“ ()

      (Fortsetzung)...Fazit: Wem das Konzept "Moulton" an sich gefällt, wer gerne relativ schnell fährt, leicht und komfortabel sowie flexibel unterwegs sein möchte, dem wird ein Moulton das ideale Reiserad sein. Es lassen sich sehr viele positive Eigenschaften gegenüber "konventionellen" Reiserädern beobachten. Wer gerne durch Wüste, Schnee, Querfeldein oder mit sehr viel Gepäck (für alle Eventualitäten) fahren möchte, sich wenig oder gar nicht zwischendurch transportieren lassen muss und auch den letzten Stock und Steine ohne Schieben oder Vorsicht passieren möchte sowie sehr robuste Komponenten haben möchte, dem könnten die Reserven des Moultons definitiv zu gering sein und ein anderes Radkonzept besser passen. Ich werde beim Moulton wegen seinen überragendem Fahreigenschaften bleiben, möchte aber nicht verschweigen, dass es wesentlich günstigere Reiseräder, mit gleichzeitig höherwertigen und weniger eingeschränkten Komponenten gibt.

      Ich möchte noch einmal betonen, dass ich noch nie so ein tolles Reiserad/Reiserennrad wie das Moulton gefahren bin. Es vereinbart das Unvereinbare: Schnelligkeit (Leichtigkeit), Komfort und Tauglichkeit für Weltreise Gepäck.
      Und noch ein paar Bilder. Leider gerade nicht unter besten Bedingungen entstanden, aber es sollte alles erkennbar sein.
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      Vielen Dank meinerseits für deinen überaus interessanten Erfahrungsbericht,
      du hast dir viel Mühe damit gegeben.

      Ich habe zwar nie so eine grosse Fahrt mit einem Moulton unternommen,
      doch von meinen Touren mit Gepäck kann ich Frust und Lust deines Berichtes gut nachempfinden.

      Die Rolle auf deinem Gepäckträger sieht für mich schon etwas abenteuerlich aus,
      ich habe die besten Erfahrungen mit vertikaler, dichter an der Sattelstütze angebrachten Packsäcken gemacht,
      hoch bauen ist gar nicht so schlimm, vorausgesetzt die schweren Teile sind unten.
      Wichtig ist lange Hebel und sich dadurch aufbauende Resonanzen zu vermeiden.

      Die eingeschränkte Lenkung bei montierten Lowridern hat mich nie ernsthaft gestört,
      hat nur manchmal beim Schieben hässlich gescheuert.

      Wie immer bei technischen Produkten gibt es keine "Eierlegende Wollmilchsau",
      so hat auch ein Moulton seine Vor-, aber auch Nachteile.
      Welche nun für einen selbst dominant sind muss jeder für sich selbst entscheiden,
      und gerade Langstreckenradler sind da Individualisten.

      Über Rohloff zum Beispiel lässt sich trefflich streiten.

      Peter
      Hi Fibot, vielen Dank für den tollen Bericht und das Feedback. wir hatten uns sozusagen in der"Steppe" darüber auch schon unterhalten. Ich bin lange mit den Standartkomponenten sowohl beim APB, als auch beim TSR gefahren und kann Deine Meinung schon gut Nachvollziehen. allerdings hatte ich damit nie so richtig ernsthaft Schwierigkeiten, also keine Speichendurchdrükcungen usw.
      Damals stand ich auch vor derFrage, welchen Hobel für die Fernfahrt und habe mir am Anfang ein Delite Grey gekauft, mit dem ich auch über einige Alpenpässe gefahren bin und dann wieder nach Köln zurück. also Kufstein mit ein paar Schleifen, einigen Höhenmetern, Schweiz usw. heim.

      Die Mühle hatte auch so Ihre Mucken, wie z.B. das der Steuersatz alle Nase lang hin war, da er mit dem Faiv und derScheibenbremse einfach vollkommen unterdimensioniert war. Ich schreibe dazu mehr später muss jetzt Kinde hüten VG JS
      Fibot,
      danke für den interessanten Bericht. Ich bin mt einem TSR30 bis heute nur mehrwöchige Touren in Europa gefahren, da ergeben sich nicht die gleichen Probleme. Ich packe immer leicht und habe vorn und hinten die passenden Carradice Taschen. Die Lowrider sind unten leicht nach aussen schräg, so dass diese nicht mit der Bremse in Berührung kommen. Die sind wahrscheinlich etwas kleiner als die von euch benutzten Ortlieb. Die Carradice Hecktasche hat einen festen Rahmen, welche den Gepäckträger auf Zug verstärkt. Die Tasche ist zwar nicht sonderlich gross, man kann aber sehr leicht viel weiteres Gepäck darauf befestigen. Wenn man die Carradice Tasche mit dem Rahmen nicht möchte, kann man die Tasche entfernen und nur den Rahmen zur Verstärkung des Gepäckträgers benutzen Bis heute hat sich diese Gepäckkombination bei mir jedenfalls bewährt. Gesamtvolumen 2 x 14 + 24 = 52 Liter.

      Schotterpisten und unbefestigte Wege verlangen beim Moulton schon mehr Aufmerksamkeit und vorsichtigeres Fahren. Das Rad kam Original mit Continental Sport Contact, welche sich überhaupt nicht bewährt haben und schon nach 1500 km sich auflösten. Die Schwalbe Kojak Faltreifen haben sich bis jetzt bei mir bewährt, diese sind etwas breiter und deshalb auf Feldwegen besser zu fahren.

      Auch die Rennbremse ist auf steilen längeren Abfahrten mühsam. Ich glaube, dass dies mit der Griffposition zusammenhängt. Eine Scheibenbremse möchte ich an dieser Rahmenkonstruktion nicht haben, dazu ist mir die Gabel zu filigran aufgebaut. Bei einer Scheibenbremse wirken viel mehr Kräfte auf die Achse und die Achsaufnahme. Das erscheint mir etwas riskant.
      Zum Transport habe ich mir bis heute den Kopf nicht zerbrochen, ich habe im nächsten Baumarkt eine Rolle Luftpolsterfolie und Klebeband gekauft und das Rad damit eingepackt (Sattel runter, Lenker drehen und einwickeln).

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „Habberdash“ ()

      Hallo Fibot,

      bin neu im Forum und TSR-Radler. Bislang auf gutem bis schlechtem Asphalt und den eher sandigen (innerstädtischen!) chilenischen Radwegen.
      Kenne Schotterpisten aus Patagonien.

      Danke für den ausführlichen Bericht zur Langstrecke mit dem TSR! Das Beste was ich dazu gelesen habe.

      Wir planten 2013 eine Europa-Tour mit Bahn und 'Falt'rädern (Dahon und TSR), stellten fest, dass es zeitlich (man wünscht sich dann doch mehr Ziele ;) )
      und vor allem 'körperlich' nicht machbar war:
      Reisegepäck ~15kg + ~13kg Fahrrad in 2 Taschen, bzw. Dahon in einer, zu schleppen - das überfordert nicht nur Damen. Mich auch. Da blieb's beim Eurail.

      Das 'unnötigste' Problem erscheint mir durch den Gepäckträger verursacht: nach 1.500 km verbogen und nach 3.000 km gebrochen -
      meine mich zu erinnern, dass im Forum geschrieben wurde, man könne sich auf einen Moulton-Gepäckträger draufstellen (?)
      oder eine Bierkiste transportieren - nicht mit dem TSR! Ist es das einzige Moulton ohne Gepäckträgerabstützung zum Rahmen?
      Eine Verschlimmbesserung des APB, und der Grund, keine 'Langstrecke auf Schotterpisten' mit 20" zu wagen.
      Für mich wäre der kleine Reifendurchmesser Experiment genug. Da kommt wieder der alte Stahlrahmen (MTB, 26") für diesen Zweck zu Ehren.

      Viele Grüße
      Werner

      PS: Danke an die Forumsbetreiber und ~schreiber - ich lese seit 2012 mit (besonders die Reiseberichte) und endlich bin ich angemeldet ...