Novize: Moulton als Reiserad - Fragen!

      Novize: Moulton als Reiserad - Fragen!

      Hallo!

      Ich bin auf der Suche nach einem Reiserad mit teilbarem Rahmen über das Moulton gestolpert. Und das Moulton fasziniert mich vom Anblick. Ich habe auch schon manche schwärmerische Berichte über die Fahreigenschaften gelesen. Mit meinem Reiserad bin ich hauptsächlich in Frankreich unterwegs, zu 90% auf Asphalt, 10% auf Waldautobahnen. Gepäckvolumen: 12-15kg. Die Übersetzung sollte eine Entfaltung besitzen, die es mir erlaubt auch hoch auf 2000m und höher zu radeln.
      Folgende Fragen stellen sich mir bis dato:

      - Welches Modell eignet sich da? Kann ich auch ein günstigeres Modell problemlos aufrüsten in puncto Schaltung und Gepäckträger?
      - Wo kann ich nach gebrauchten Modellen Ausschau halten, mal abgesehen von der britischen Bucht?
      - Ich las, dass normale Ortliebtaschen nicht funktionieren, habt Ihr Tips bzw. links für Ideen diesbezüglich?
      -Sonstige Tips?

      Danke und Grüße
      Peter
      Die kleinen, gefederten Laufräder funktionieren auf rauher, unebener Fahrbahn hervorragend, auch auf trockenen Waldwegen, selbst mit schmalen Sliks. Nur nicht auf weichem oder lockerem Untergrund. Trotzdem würde ich eher ein 20"-Moulton mit V-Bremsen wählen (APB, TSR). Darauf passen auch etwas breitere Reifen mit Profil. Grundsätzlich sind die kleinen Laufräder und die Gitterrohrahmen stabiler als die großen. Aber Schwalbe gibt für seine 17"- und 20"-Reifen eine zulässige Last von nur jeweils 70kg (Kojak) bis 80kg (Marathon) an, also zwei Drittel vom Wert für 26"- oder 28"-Reifen. Continental nannte mir auf Nachfrage 70kg. Das ist also der schwache Punkt. Ausgewachsene Buben mit Campingausrüstung kommen drüber.

      Für alle Moultons werden rahmenfeste Gepäckträger angeboten. Die Frontträger für APB und TSR sind sogar für kleinere Seitentaschen gemacht, etwa Ortlieb Sport-/Front-Roller. Für die hinteren Plattformträger gibt es maßgeschneiderte, teure Taschen. Im Prinzip läßt sich aber auch eine normale Reisetasche, ein Pack- oder Rucksack darauf festschnallen. Beim TSR erlaubt die Hinterradschwinge keine Stützstrebe zum Tretlager mehr. Der TSR-Heckgepäckträger verleitet dazu, die Last zu weit nach hinten zu packen. Der lange Hebel belastet dann Streben und Reifen. Mittlerweile gibt es jedoch eine große Auswahl an Satteltaschen, die sich an der Sattelstrebe oder am Sattelgestell befestigen lassen ("bike packing", "Carradice"). Für kleinere Lenkerkörbe oder -taschen, jeweils bis 5kg, empfehle ich den Klickfix "Caddy" für Steuer- oder Sitzrohr/Sattelstütze.

      Nabenschaltungen (14xRohloff, 11xAlfine, 8xNexus), Doppel- (APB) oder Dreifachkettenblätter (TSR) lassen sich nachrüsten, mit dann reisetauglichen Übersetzungsbereichen. Vor Kauf oder Umbau sollte man die aber für sich selbst durchrechnen, velophil.berlin/service/umrechner-schaltungen/ und kreuzotter.de/deutsch/speed.htm. Bei realistischer Betrachtung kommt man mitunter zum Schluss, dass man teure, schwere oder kompliziert bedienbare Maximallösungen wie 14xRohloff oder 3x11 Kettenschaltung nicht braucht. Zum Ausgleich für den kleineren Abrollumfang der 20"-Räder nimmt man größere Kettenblätter. Nur das TSR-2 fällt aus der Reihe. Ins schmale hintere Ausfallende passen nur Ein-, Zwei- oder Dreigangnaben. Die klassischen AM-Modelle haben nochmals kleinere 17"-Räder. Für eine sportliche Übersetzung benötigen die Sonderlösungen, z.B. Kettenblätter über 53 Zähne oder kleinste Ritzel mit 9 oder 10 Zähnen und weiteren konstruktiven Details.

      In diesem Forum, beim deutschen Importeur oder auf der deutschen Bucht wird man durchaus fündig, mit Geduld sogar nahe an der Wunschausstattung. Man darf nur nicht erwarten, innerhalb weniger Wochen etwas passendes finden zu können.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „hp12c“ ()

      Danke für die ausführliche Antwort.
      Ich wiege ca. 65kg. Mit ca. 15kg Gepäck und dem Fahrradeigengewicht bleibe ich bei <100kg. Das sollte also funktionieren. Dann bräuchte ich also hinten eine Tasche, die mir zwei große Ortliebs ersetzt. Habe ein Foto gesehen von einen Brompton, der Besitzer hat einen größeren Rucksack auf den Gepäckträger gestellt und an der Sattelstütze zusätzlich fixiert.
      Es gibt ja ältere Moultons mit 2x7 Gängen. Die könnte ich ja dann durch eine 3fach Kurbel und geg. 8/9fach Ritzel für meine Zwecke aufrüsten, oder?
      Könnte ich auch ein TSR 9 nehmen und eine 3fach Kurbel montieren?
      Was ist denn konkret der Unterschied zwischen TSR und APB? Ist letzteres ne günstigere Variante?
      Dann hoffe ich mal, dass ich vor dem Brexit fündig werde ...

      Grüße
      Peter

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „Pierrot“ ()

      Aktuelle Modellübersicht hier moultonbicycles.co.uk/models/TSR.html und hier alexmoulton.com/moulton-fahrraeder.html. TSR-30 mit 3x10 Campagnolo und TSR-27 mit 3x9 SRAM Dual Drive sind Auslaufmodelle. Hier das 2005 abgelöste Vorgängermodell APB translate.google.de/translate?…%2Fpick10.html&edit-text=.

      3-fach Kurbel geht nicht so ohne weiteres am APB. Die Schraube des Schwingengelenks ist dem kleinen, inneren Kettenblatt im Weg. Ältere 7-fach Naben lassen sich überhaupt nicht (Schraubritzel) oder nur mit Bastelei aufrüsten (Uniglide "UG" Kassetten auf Hyperglide "HG"). Vorher bedenken und, wie bereits erwähnt, durchrechnen.
      Von der Übersetzung brauche ich wohl ein TSR-27. Gibt es andere Modelle, noch ältere, die sich dementsprechend aufrüsten lassen? Größenmäßig habe ich wohl keine Probleme mit meinen 1,72m.
      Meine Idee wäre auch, das Moulton für meine heimischen Waldausflüge zu nutzen, da ich nur Spazierfahrer auf Waldautobahnen bin.
      Wenn das TSR-27 ein Auslaufmodell ist, besteht dann perspektivisch ein Ersatzteil Beschaffungsproblem? Das HR mit der Kombi von Nabenschaltung und Ritzel zum Beispiel?
      Nur der Rahmen ist wohl nirgends käuflich zu erwerben, und macht vielleicht auch keinen Sinn?


      Grüße
      Peter

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Pierrot“ ()

      Der dritte Link zeigt u.a. ein APB-24, den Vorgänger des TSR-27. Davor gab es ein APB-21 mit 7-fach Ritzel, für die das bereits oben gesagte gilt. Baujahr ab 1995. Diese Generation hat einen etwas schwereren Rahmen, ohne "Reynolds 531" Aufkleber.

      Ich finde es besser, ein APB-8 oder ein TSR-9 mit einem zweiten, kleineren Kettenblatt nachzurüsten. Beim TSR-9 kann man sogar die Kurbel und das vorhandene Kettenblatt weiterverwenden. Bitte nachrechnen und überlegen, ob man alle mit 3x9 möglichen Gänge wirklich braucht. Will man bei 30, 40, 50km/h bergab noch mittreten und schneller werden oder in Schrittgeschwindigkeit Pässe klettern? Das gilt auch für die teureren Nabenschaltungen, 11x Alfine oder 14x Rohloff.

      SRAM hat die Produktion aller Nabenschaltungen eingestellt, einschließlich Dual Drive. Es gibt aber noch Restbestände. Die Einzelritzel und Kassetten sind kompatibel mit Shimano. Die SRAM/Sachs-Dreigangnabe ist derart verbreitet, dass sich selbst für die Innereien noch viele Jahre Ersatz finden lassen wird. Im Falle eines Totalausfalls bliebe immer noch der Ersatz durch eine konventionelle Nabe. Auch das TSR-27 hat vorne eine Halterung für einen Umwerfer.

      Der deutsche Importeur und die Vertragshändler können Standardmodelle und Rahmenkits ab Lager liefern, alles nach Wunsch um- oder aufbauen. Nicht alles steht mit Preis im Internet. Das sind keine Onlineshops.
      Ein Moulton als Reiserad zu benutzen halte ich bei 20"für eine sehr gute Idee.
      Wie schon aufgeführt wird das bei hohen Gewichten problematisch,
      und die kleinen Räder haben ihre Nachteile auf Matsch und Sand.
      Dafür hat man eine Fuhre die bequem fährt, leichter zu transportieren und unterzubringen ist.
      Und eine Reifenreparatur wird unterwegs auch einfacher.
      Als Taschen eignen sich hinten wasserdichte Packsäcke von Ortlieb (ich hatte sie vertikal am Rad fixiert),
      vorn die kleinen Ortlieb Front Runner.
      Bei der Übersetzung würde ich auf lange Gänge verzichten,
      an meinem APB fuhr ich vorn 48/36 und hinten 12-32, damals noch 8-fach.
      Schaltet sich vorn nicht ganz so geschmeidig, geht aber sogar mit kleinem Schaltwerk hinten.

      Schönen Gruß

      Peter
      Hallo Peter,
      meine Ausrüstung ist ziemlich gewichtsoptimiert, wie gesagt: 65kg + ca. 13kg Gepäck!
      Matsch und Sand fahre ich nicht!
      Beim TSR 8/9 hätte ich vorne lieber 48/29!
      Das TSR 27 gibt es drüben neu inzwischen für ca. 1600€! Doch das ist im Moment trotzdem zuviel.
      Gebraucht wurde es aber auch schon für 750€ verkauft! Doch die meisten privaten Verkäufer verschicken nicht nach Deutschland. Hat jemand von Euch da noch einen Tipp?

      Grüße
      Peter

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „Pierrot“ ()

      Nochmal zurück zu den APBs. Bei eBay gibt's eins mit 2 Kettenblättern (7 Ritzel hinten).
      Auf dem entsprechenden Foto sieht es so aus, als wäre das Schwingengelenk genauso lang wie das Tretlager, könnte da eine 3fach Kurbel nicht funktionieren? Gäbe es von der Einbaubreite her Probleme auf 9fach hinten umzurüsten?

      Grüße

      Peter
      APB haben 135mm Einbaubreite hinten. Da passen 9-fach Naben für MTB und "Trekking".

      Der Schraubenkopf ist im Weg. Das kann man vielleicht mit einem längeren Lagerwelle und weiter außen positionierten Kurbel umgehen. Dann pedaliert man ziemlich breitbeinig.

      48/29 ginge nur mit Lochkreis 94mm. Zu finden, aber teuer. Nicht alles rechnerisch wünschenswerte ist möglich oder schaltet gut. APB-12, -14 oder -18 hatten ab Werk Lochkreis 130mm, vielleicht auch 135mm, 53/39 oder 52/42, also die klassischen Rennradspezifikationen. Kapazität von Umwerfer und Schaltwerk beachten. 53/39 vorne mit 11-28, vielleicht noch 11-32 hinten geht noch so gerade mit kurzem Schaltwerk bzw. mit den Kettenlängen aus der Schachtel. Mehr auf eigenes Risiko, mit verlängerter Kette und weit runter hängenden, langem Schaltwerk ganz nahe an der Fahrbahnoberfläche.

      Kurier von drüben kostet >150€.
      Ich fahre an meinem jetzigen Reiserad eine Vega mit 94 LK von TA Specialites. Die könnte ich umrüsten. In meinem Teilevorrat befindet sich auch noch eine Kurbel von Velo Orange mit 48/30!
      Ich habe eben Mal einen Ritzelrechner bemüht wegen der Übersetzung und gebe zu, dass ich diesbezüglich nicht soviel Ahnung habe.
      Mit meinen 26" und 28" Rädern hatte ich am Berg zur Not auch 24/32. Jetzt sagt mir der Rechner, dass bei 20" selbst mit 30/32 die Entfaltung bzw die Geschwindigkeit immer noch niedriger ist!
      Heißt das wirklich, dass ich damit genauso gut eine längere Steigung mit ca. 10% hoch komme? Wenn dem so ist, dann kann ich doch auch ein älteres APB oder ein TSR nehmen, geg. ein neues HR mit 9fach einbauen und vorne die 2fach Kurbel von Velo Orange einbauen, gelle? Eine 3fach Kurbel brauche ich dann eher nicht.

      In manchen Foren kommt die Dual Drive Nabe von SRAM nicht so gut weg. Sie sei manchmal laut und die Lebensdauer sei nicht die Beste ...

      Die Preisunterschiede zwischen GB und D sind beträchtlich! Das TSR 27 kostet drüben 1000€ weniger !!!
      Danke übrigens an dieser Stelle schon einmal für deine regelmäßigen, fundierten Antworten.

      Grüße

      Peter

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „Pierrot“ ()

      Da immer wieder Preisunterschiede zwischen England und Deutschland angeführt werden, muß ich doch wieder mal ganz deutlich zum Ausdruck bringen, dass die englischen Moulton Fahrräder nicht identisch mit unseren deutschen Moulton Fahrrädern sind. Wir haben viele Unterscheidungsmerkmale zu den englischen Modellen z.B:
      -handgebaute Laufräder mit Hohlkammerfelgen
      -längeres Steuerrohr für aufrechtere Sitzposition
      -andere Federungskomponenten
      -längere Sattelsützen
      etc. etc.
      Diese Änderungen werden von Moulton ausschließlich für uns gefertigt! Daß damit ein Mehrpreis für die Änderung in der Serienfertig einhergeht, sollte doch jedem klar sein. Von daher bitte ich nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen!
      Moulton fertigt für jeden Markt verschiedene Modelle. So ist es auch zu erklären, dass in Asien bestimmte Modelle verkauft werden, die es in Europa nicht gibt.
      Das ist in der Autoindustrie gang und gäbe.

      Viele Grüße

      Holger Hammel

      alexmoulton.com
      Ich kann mir ein Rad für 3000€ schlicht nicht leisten!

      Wie groß sind denn die Unterschiede bei der Dämpfung zwischen einem älteren APB, einem Moulton vom britischen bzw. Deutschen Markt? Inwieweit sind die elastischen Elemente Opfer ihres zunehmenden Alters?

      Grüße
      Peter

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Pierrot“ ()

      Es ist folgendes zu den Federungs Element zu sagen:

      -hinteres Gummi Federelement ( Haltbarkeit etwa 10 Jahre plus ) muß jedoch regelmäßig überprüft werden, da sonst ein Rahmen Totalschaden droht
      -Gabel vorn unterliegt keinem Alterungsverschleiß sondern ausschließlich dem Verschleiß der gefahrenen Kilometer, kann immer wieder Überholt werden ( ältere Moulton Fahrräder auch das APB
      besitzen in der Gabel verbaut ein Nylon Gleitstück. Dieses quillt mit zunehmendem Alter und muß erneuert werden. Manchmals steckt die Gabel dadurch bedingt auch fest.
      -sämtliche neuen Moulton Fahrräder auch das TSR haben ein deutlich verbessertes Ansprechverhalten der Federung. Die deutschen Moulton Fahrräder besitzen nochmals feiner abgestimmte Federungen.

      Nehmen Sie Kontakt mit mir auf, wir haben einige gebrauchte Moulton Fahrräder zu verkaufen.

      Viele Grüße

      Holger Hammel

      alexmoulton.com