Ausführlicher Bericht - Solotour vom Pott nach Malle AM GT

      Ausführlicher Bericht - Solotour vom Pott nach Malle AM GT

      Hallo zusammen,

      Vorweg von mir ein paar Zeilen....

      Ein Kunde von mir rief vor einiger Zeit an, Zwecks Umbau eines AM GT zu einem Reiserad. Nach div. Überlegungen habe ich den kompletten Antriebstrang auf eine moderne Shimano Anlage umgerüstet, sowie den Lenker und div. andere Verschleissteile ersetzt. Als Frontgepäckträger wurde einer vom APB montiert, sowie passende Packtaschen ausgewählt. Recht spät im Jahr startete dann mein Kunde auf einen Solotour nach Mallorca, immer schön der Nase nach, den Rhein runter durch die Schweiz und dann quer durch Frankreich....

      Erklärtes Ziel:
      - Möglichst leicht reisen
      - Möglichst gut erholen und Spass haben
      und !
      - Möglichst gut essen ;) Anmerkung von mir ;) )

      An seiner Ausrüstung ( z. B. getunten Esbit Kocher, womit ich im Grunde auch sehr gute Erfahrungen habe für Kleinkram zu kochen) hat er lange getüftlet. Ich hoffe ich bekomme dazu noch mehr Details irgendwann geliefert. Wenn jemand etwas ähnliches verfassen möchte, abernicht weiss wie er das hier online stellen soll, kann er mir gerne eine CD schicken, so haben wir das in diesem Fall auch gemacht!

      Ein schöner Bericht, herzlichen Dank dafür !

      Viel Spass beim Lesen und Nachmachen !


      1. Tag; Dienstag, 9. September 2008 - 10:30 – mit Rosinante am Start:
      Mit Rosinante in den Bauwagen
      (siehe auch ruhrcamping.de)
      Geht heut ganz gut. Hab eigentlich 'n bisschen mehr gefahren, als ich wollte. Wie jedes Mal, sollte der Beginn besser etwas piano sein, damit sich der Body an die ungewohnte Belastung anpassen kann. Aber bis auf den Umweg durch Hattingen und die Suche nach dem Ruhrtalradweg läuft's gut.

      Bei einer Trinkpause rede ich mit den Leuten auf der Bank und die geben mir dann den Tipp mit dem Bauwagen auf dem Campingplatz gegenüber. Ich kauf dann viel zu viel ein. Hab Hunger und da sind die Augen wieder größer als...doof, doof, doof. Kann ich morgen früh alles wegschmeißen. Ich hab keinen Platz im Gepäck. - Die Strecke anschließend an den Harkortsee gefällt mir heute am besten. Vorher isses so umtriebig und übervoll und ab dort etwas mehr easy going. Schade, dass mein Überraschungsbesuch bei Freundin Ulrike misslingt und wir nur telefonieren. Sie ist auch frisch pensioniert und genießt es sehr. Und mir tut es richtig gut, sie so frohgemut zu hören.







      2. Tag :
      dann lieber öfter innen Bauwagen
      Gut geschlafen im meinem Bauwagen, total ruhig und angenehm. Nur der nächtliche Weg zur Toilette kostet Überwindung.
      Ich ahne es schon, die Fahrt durch eine Großstadt is nervig und Duisburg verstärkt diese Ahnung. Nachdem ich den schönen Baldeneysee hinter mir gelassen habe, gibt's am Weg nur wenige Einkehrmöglichkeiten, keine Unterkünfte, keine Hinweise für Radler, keine Touristeninfos. Man sollte die Strecke mit dem Zug umfahren oder besser noch alles zubaggern. Letztlich lande ich innem teuren nichtssagenden Hotel in Ürdingen, weil sonst nix zu haben ist.
      Erschreckt hat mich heut, als ich in ein Schlagloch krache, dass ich denke: Speichen gebrochen und Tour vorzeitig beendet! Aber meine Rosinante muckt sich nicht.
      Deprimiert hat mich die Fahrt durch das riesige Betriebsgelände der Bayer-Werke und die Industrieruinen in Reinhausen.


      3. Tag
      Vonne Mallocherecke inne Kulturregion
      Uerdingen is auch am nächsten Morgen und ausgeschlafen blöd! Ich durchquere den Industriegürtel und die Hafenanlagen, dann wird's endlich nett. Immer (mit kleinen Schlenkern) auffem Rheinuferdamm längs in hübsch grüner Landschaft. Lecker essen mit viel Knoblauch im Fischhaus in Düsseldorf und vorher schenkt mir eine Dame an ihrem Marktstand leckere Äpfel. Die wollte ich eigentlich kaufen. Nett! Hab heut mit vielen Leuten geklönt und sogar ein Angebot zu Übernachtung bekommen. Kaffee und Kuchen gibt's im Alten Café in Zons. Dort dann in der Schloß-Destille nett übernachtet. Abends noch 'ne kleine Suppe und ein Glas Riesling und noch ein bisschen geklönt mit Leuten am Nebentisch die Schuheinkäufe machen wollen. (In Düsseldorf is gerade Schuhmesse und deshalb war's gestern so schwierig ein Zimmer zu finden.) "Ein nettes Ehepaar aus Tecklenburg", denke ich bis morgens früh um 4:00 Uhr. Dann tragen die lauthals ihren Krach auf dem Flur aus. Sie steht schließlich jammernd draußen und er lässt sie erst nach viel Geschrei schließlich wieder rein. Beim Frühstück ist wieder alles, als sei nix gewesen. - Jau, die denken keiner hat was gemerkt oder hoffen's wohl.

      4. Tag
      vom Regen in die Traufe.
      Raus aus Zons und mit der Fähre rüber auf die östliche Rheinseite bei mäßigem Regen. Schön zu radeln, weil niemand sonst auf die Idee kommt, heut zu fahren. Also freie Bahn. Nur der Regen wird zunehmend unmäßig und im gleichen Maße werd ich nasser und nässer und so schwindet meine Lust am Radeln. Als der liebe Gott sich einfach nicht um mein Ultimatum kümmert (Bis 12:30 musses relativ trocken sein!), steig ich in Leverkusen in den Zug. Hier langsam zu trocknen ist sehr angenehm. Wie bei DB-Tours zu erwarten addieren sich die Verspätungen auf anderthalb Stunden, sodass ich erst um 19:30 in meiner Pension in Freinsheim (Am Wurmberg 8) bin. Abends gibt's lecker Rumpsteak mit Rieslingszwiebeln in der Winzerstube am Markt. Auf dem Rückweg verlaufe ich mich. Nach einigen odysseusmäßigen Suchbewegungen finde ich dann doch noch zurück zum Wurmberg und ratzfatz bin ich eingeschlafen.

      5. Tag
      ich steh im Regen und warte ...
      Nach viel Telefonarbeit wegen der Zimmersuche, fahre ich bei mäßigem Regen nach Friedelsheim. Unterwegs höre ich an einem Obststand: "seitdem die SPD dran is, is das Wetter so schei..." Da merkt man, wie einige der Eingeborenen so gestrickt sind. Ich will erst meine Stimme erheben, nur gegen so ein einfaches Weltbild komm ich wohl nie an. - Angekommen in Frau Tonis Pension, lege mich schnell trocken und wechsle die Radlerhose gegen eine Unterhose. Hier is wegen des Wurstmarkts jedes Zimmer ausgebucht, und ich hab Glück überhaupt was zu finden. "Gleich 'n Häppken essen gehn," denk ich. Das gestaltet sich jedoch schwierig, weil nix geöffnet ist in meinem Dorf. Letztlich fahre ich (seit langer Zeit mal wieder) per Anhalter nach Wachenheim und werde direkt vorm Restaurant Luginsland abgesetzt - lecker! Das Haus gehört zur Winzergenossenschaft. Auch zurück klappt es per Anhalter - toll! Heut mal Mittagsruhe - ich weiß gar nicht mehr, wie sich so was anfühlt.

      6. Tag
      blauer Himmel und Sonne
      Hier is heut blauer Himmel und Sonne und Kälte. Mal sehn wie's wird, aber so ist's schon mal sehr verlockend. "Manchmal hilft das Wünschen doch" und ich bin schon dabei, mich zusammen zu sammeln für eine kleine Tour. Ich gondele durch die kleinen Ortschaften hier und schau mir schließlich in Bad Dürkheim den großen Wurstmarkt an. In der Fußgängerzone abseits vom Geschiebe leckeres Ochsenfleisch mit Meerrettichsoße und Federweißen. Anschließend geht's gemütlich zurück nach Friedelsheim und ich mach 'ne Weinprobe bei Eberles - hicks - und jetzt muss ich erstmal ein Schläfchen machen.

      7.Tag
      der Klassiker der Weinstrasse
      Heute fahre ich den Pälzer-Klassiker der Radtouren: die Weinstraße! Immer rauf-rauf-rauf-rauf und huii runter und dann wieder rauf-rauf-rauf. Nach Pfifferlingssuppe und Wildbraten mit Nudeln fühle ich mich genudelt und viel zu lahm, um die Berge in eleganter Haltung hoch zu kommen und ohne dass mein Mittagessen dies auch tut. Also erstmal Sonnen-Pause angesichts des Hambacher Schlosses mit leckeren geklauten Portugieser-Trauben, die direkt hinter der Bank wachsen. Das hübsche Rhoth noch mal kurz angeschaut - is doch sehr auf Reisebusgruppen eingerichtet. In Siebeldingen am nördlich Ortseingang hat die Buschenschenke noch immer geöffnet und einige Touristen sitzen frierend draußen auf den Holzbänken. Wahrscheinlich is da immer Saison, sogar im Winter bei Eis und Schnee und Gühwein.










      8.Tag
      Mein Klassiker an der Weinstraße
      Heute den Slevogt-Hof besucht - das Haus des Malers Max Slevogt. Sozusagen der Mont Ventoux der Weinstraße! Immer rauf-rauf-rauf-rauf und ich hab's ohne abzusteigen geschafft. Die schöne Terrasse und das gute Essen und die wunderbare Aussicht sind kaum zu toppen!
      Dann zurück zum Rhein nach Herxheim, weil bei den Schwestern in der Marienpfalz was zum Übernachten angeboten wird und die Richtung passt. Das einzig "Spektakuläre" dort, ist für mich das Einhorn am so genannten Tabakbrunnen. Was das hier zu suchen hat, konnte mir nämlich kein Eingeborener erklären, bis der Bürgermeister mir dann geholfen hat. Bezug: Auswanderer kehr zurück nach Herxheim - baut sich hier eine französische Villa - in Frankreich häng ein Teppich von Cluny - auf dem ist ein Einhorn und wegen der Symmetrie hat der Künstler das auch gemacht. Tja, da muß erst ein Ostfriese kommen und Fragen stellen, damit der Bürgermeister merkt, dass seine Leute nix davon wissen.

      9. Tag
      Auenlandschaft
      Grad eingefahren in Plittersdorf und Quartier gefunden. Ich bin tief beeindruckt vom Tag. Jede Menge Altarme und Überschwemmungsgebiete des Rhein, alles wirkt wie ein großer Park. Mittags treffe ich zufällig in einem Schiffsrestaurant auf dem Rhein die Bremer Verwandtschaft. Die machen in der Pfalz Urlaub. Doller Zufall.

      10. Tag
      Auenlandschaft und Beginn der Ortenau
      Heut in Rheinau gelandet. Hab eine riesige Ferienwohnung zum Übernachten. Etwas nördlich von hier beginnt die Ortenau. Tag ist wenig anstrengend, weil ich eine etwas zu kurze Distanz geplant habe. Entlang der Strecke jede Menge Altarme und Überschwemmungsgebiete und kleine Hafenanlagen. Mittags die schlechteste Gulaschsuppe meines Lebens gegessen. Dafür Rheinau zu Fuß erlatscht und mir ein Stück Apfelkuchen zu Belohnung zu gönnen. Ist ein sehr weitläufiger Ort und nennt sich Stadt. Am Weg ein kleine frühromanische Kirche das "Heidenkirchl" genannt wird. Eigentlich ein Schmuckstück, aber wohl nicht wahrgenommen. Zum Beispiel weiß niemand, dass der Name wahrscheinlich von einer einer an dieser Stelle einst existierenden heidnischen Kultstätte abgeleitet ist. Das heißt: Die Eingeborenen haben sich einfach geweigert die Kirche zu sehen und haben sich statt dessen noch über Jahrhunderte an das alte Heiligtum erinnert.

      11. Tag
      Ottenheim
      Schöner Tag, sonnig und warm. Heute in Ottenheim bei Familie Schmider, selbst Radler und entsprechend radlfreundlich. Einige Probleme gibt’s mit Essenfassen. Eigentlich soll ich im Anker essen: „Keine übersichtlichen Teller sondern gutbürgerlich, aber trotzdem lecker und preiswert.“ Aber vier von fünf Gasthäusern haben geschlossen. So hab ich den ganzen Ort per Pedes kennengelernt. Letztlich Thaiessen in einer Kaschemme. Drei alte Männer sitzen an der Theke und wollen eigentlich nur der Thaibedienung auf den Busen bzw. Hintern starren. Diese Sachen schwenkt se auch geschäftstüchtig. Das Essen ist trotzdem gut und ich bemüh mich einfach, diese seltsame Atmosphäre zu ignorieren.

      12. Tag
      Breisach
      Sehr schöner Tag, warm und sonnig. Heute bis Breisach bei Familie Hunn - recht radlfreundlich. Der kleine Sohn ist gleich ganz interessiert und stellt fragen zu meinem exotischen Fahrrad. Sehr schöner Tag, warm und sonnig. Nur kleine Probleme mit Essenfassen. In den Orten am Weg gibt’s meist keine Gastwirtschaft mehr oder es sind seltsame Öffnungszeiten, die für mich nicht passen. Bei einer kleinen Trinkpause klöne ich mit einem Rennradler und der gibt mir dann den rettenden Hinweis. Dank seiner esse ich letztlich erst eine dicke Bockwurst und dann noch Zwiebelkuchen in ein netten Gartenwirtschaft in Sasbach direkt am Rheinufer (Gasthof Limburger).

      13. Tag
      Schliengen
      Sehr schöner Tag, warm und sonnig. Den ganzen Nachmittag in der Sonne gefahren. Heute nach Schliengen von der Rheinroute abgebogen in den südlichen Schwarzwald. Das Hotel Sonne ist ungemütlich und die Bedienung ist unfreundlich, aber sonst ist im Ort alles ausgebucht. Zum Essen im Holzschopf, neuer Koch, naja, geht so, aber kein Vergleich mit dem Vorgänger.

      14. Tag
      Endenburg
      Heute von Schliengen nach Endenburg, meine Bergetappe. In zwei Stunden ca. 600 Höhenmeter - uff! Als es richtig hoch ging, verzogen sich die Wolken. Der südliche Schwarzwald is bei Sonnenschein schon eine liebliche Landschaft. Am Nachmittag sitze ich auf meiner Lieblingsbank und genieße die Sonne und das Panorama. Sehr schöner Tag. Toll, dass ich am Stalten ( = einer sehr empfehlenswerte Kureinrichtung, wo ich mich schon mal erholen durfte) unterkommen
      konnte.


      15. Tag
      in die Wärme?
      Super geschlafen in der Ruhe des Stalten. Schon gestern und auch heute morgen verstärkt die Überlegung in dieser Jahreszeit nicht durchs kalte Jura zu strampeln. Nettes Frühstück und viele gute Wünsche für meinen Weg. Dann in ein Hui nach Steinen runter sausen und weiter nach Lörrach. Dort netten und fitten DB-Angestellten im Reisezentrum. In der Folge die Entscheidung mit dem Zug nach Valence zu fahren, vorbei am Genfer See - liebliche Landschaft, vielleicht weil nun die Sonne scheint?
      16:00 Uhr Bahnhof Genf. Bin müde vom Zugfahren und hab 'ne Stunde Aufenthalt. Wenn das so weiter geht, fall ich heute Abend nur noch ins Bett. Radfahren macht nicht so schlapp. Ab Genf eine charmante Schaffnerin. Auf jeder Station wird sie von dem jeweiligen Aufsichtsbeamten abgebusselt - sowat find ich total nett! Vive la France! - Is wirklich wärmer. Grad angekommen und beziehe ich das Hotel de Paris am Bahnhof und nun inne Pizzeria im Zentrum am Markt. Ein junge französische Radlerin aus dem Zug hilft mir etwas in Valence zurecht zu kommen. Wir sind die einzigen Radler im Zug und wenn se nich grad mitten im Umzug wär, wäre ihr Mann auch dafür, mich bei ihr zuhause unter zu bringen. - Toll, so'n nettes Angebot!
      Mein Hotel in Valence ist noch richtig typisch: Auf den zweiten Blick etwas angenagt vom Zahn der Zeit, Betten hängen durch, die Installation des Klempners stammt aus den fünfzigern und is wohl 27mal übergepinselt, alles ist abgewetzt und das Frühstück ist der Klassiker, jedoch um Europäisches ergänzt, wie Saft und Joghurt und Tee u.ä.




      16. Tag
      Jawoll, in die Wärme, Richtung Mirmande!
      Ist ein schöner sonniger Tag. Fahre nur mit Pulli und Weste. Kurze Bux traut ich mich noch nich. Lerne heute viel, z.B. dass ich den französischen Radlkarten nicht trauen darf und die Hauptstraßen so blöde zu fahren sind, wie Hauptstraßen in Deutschland und dass in manchen kleinen Orten hier kein einziges Restaurant mehr is, dafür gibt's außerhalb die Discounter wie Lidl zu Hauff und MacDoof gibt's auch. - Glaub da bricht was weg von der französischen Kultur.
      Nach Zeltaufbau etwas müde. 3km zum nächsten Lebensmittelladen. Also gibt's Kartoffelsuppe - sehr geschmacksneutral - und zum Nachtisch Studentenfutter. (Dabei denk ich an Siebeck !) Dann zum Duschen. Hui, alles wird nass, was man in die Kabine mitnimmt, so strahlt das Wasser fröhlich in die Gegend. Aber ich selbst bekommt auch genug ab und ich kann solange wie will heiß brausen. Hab schon schrumpelige Finger als ich fertig bin und zack isses dunkel. Also Hosenknopp wird morgen angenäht. "C'est la Vie" oder so ähnlich. So jetz ma warten, ob ich ne SMS aus DO bekomm und dann gucken, ob ich schlafen kann.




      17. Tag
      Mal faulenzen is auch nett.
      Ohne Frühstück hab ich auch lange keinen Tag mehr begonnen. Aber was macht ein Ossi, wenn er nix hat - Tee trinken. Tee hatter immer. Dann viel Zeit mit Puzzeleien verbracht. Erst Hosenknopp angenäht (auf Stiel!), dann mehrfach an die Radlschaltung gebastelt (glaub is verdreckt). Mittags französisch Essen, ein Highlight - is ja hier eigentlich naheliegend, aber wie schon erwähnt, eher selten anzutreffen. Restaurant "Margot" - kann ich empfehlen. Anschließend einkaufen und den Ort Mirmande besichtigen - viele olle Steine in Form von Häusern an einem steinigen Berg. Man muss ständig rauf oder runter latschen. Wahrscheinlich wurden hier im Mittelalter die Leute eingewiesen, die abnehmen sollten. Heute Museumsdorf mit lauter Kitsch und wohl auch etwas Kunst. Abends Klönschnack mit dem Patron des Platzes, ein Holländer, aber hier aufgewachsen. Macht fast alles solo auf dem riesigen Campingplatz. Der is 1/2 Jahr geöffnet und 1/2 Jahr dicht. So kann man das aushalten, denk ich mir. Morgen weiter nach Süden.


      18. Tag
      Kein Campingplatz zu finden
      Ruhige Nacht, weil der Wind nachgelassen hat. Komm erst spät los. Beim ersten mal bin ich wohl etwas umständlich beim Packen der Zeltsachen.
      Fröhliche Fahrt, sehe viele Kiwiplantagen und natürlich die Weinberge des Tricastin. Leider ein Stück Hauptstraße - lässt sich nicht vermeiden.
      Alle vom 'Office de Tourisme' empfohlenen Zeltplätze sind schon geschlossen oder nehmen nur Wohnmobile. Ärgerlich, weil ich deshalb letztlich in ein vornehmes Hotel in Saint-Paul-trois-Castel muss - teuer und was soll ich mit 'nem Doppelbett? So breit bin ich nicht!

      19. Tag
      Durch die Weinberge nach Chateauxneuf du Pape
      Etwas spartanisch gefrühstückt - Tee (natürlich) und altes Brot und Studentenfutter. 10€ fürs Frühstück ist mir zu happig zusätzlich zum teuren Zimmer. Dafür esse ich gut zu Mittag in St. Cecile de Vigneron. Richtiges französisches Dorfrestaurant, sitze draußen unter Platanen.
      Zeltaufbau klappt schon besser. Schön ruhiger Platz (wenn die Blagen nicht lärmen, um Aufmerksamkeit zu erzwingen) mit etwas restaurantähnlicher Versorgung. Wenig Betrieb, nur noch einige übrig gebliebene Zugvögel, die vergessen haben nach hause zu fahren oder in den Süden zu ziehen.
      Abends auf dem Weg ins Pappnasendorf treffe ich eine junge Frau aus Bremen. Is ganz solo (mit Hund, wie sie betont) zur Weinlese hier und will dann weiter zur Olivenernte nach Spanien. Mutig!
      Der Ort selbst museumsmäßig. Eine Truppe der Weinarbeiter macht Kampftrinken im Citycenter und lärmt und nervt rum. Also trinke ich meinen Absacker auf dem Zeltplatz.

      20. Tag
      Heute Pause
      Sonntag ist wohl immer ein Sonderfall in Frankreich. Das Restaurant auf dem Campingplatz is nur geöffnet, wenn man zufällig die Madame de Chef erwischt. Sie meint, die meisten Restaurants sind geschlossen. Also ins Pape-Dorf? Versuche es erst in Sourge, finde jedoch nur einen großen Markt mit Freßständen und Gemüse und Obst und Klamotten. Kaufe meine erste Canteloup-Melone und bekomme drei Äpfel geschenkt. Dann weiter nach Entraigues. Auch nix zum Speisen. Auf dem Rückweg etwas außerhalb des Orts folge ich einem Hinweisschild und finde ein Schmuckstück von Restaurant. Alte Villa, ruhig und mit schönem Garten und ich sitze draußen in der Sonne - wie im Süden - oder wie sich ein Ossi den Süden so vorstellt. Eigentlich gibt's übersichtliche Teller, jedoch der Ober hat in der Küche von dem Radler berichtet und da bekomme ich zwei Beilagen. Er hat gedacht, ich bräuchte ein bisschen mehr. Lecker Essen und schöne Pause.
      Auf dem Rückweg fahre ich wieder extra weit, weil ich ne raffinierte Abkürzung nehmen will. Mit einem schwimmfähigen Rad hätte es auch geklappt. Also ca. ne 1/2 Stunde zurück.
      Abendprogramm ist Handy aufladen und Navi aufladen und ein Gläschen Roten und viel Wasser trinken. Dann bettklar, weil's kühl wird und die Mücken mich überfallen.

      21. Tag
      mit Mühe ans Meer
      Packen fällt mir heut schon leichter, obwohl ich noch Schwierigkeiten hab, nicht so pingelig zu sein. Alles soll sauber und am Platz sein.
      Spät los. Ich will mir den Großraum von Marseille sparen. Also mit dem Radl nach Avignon zum Bahnhof und anschließend mit dem Zug nach Sete. Dort ins Hotel la Conga. Kleiner Muscat vor dem Essen. Lecker und zu viel gegessen und dann aufs Bett, anstatt auf der Corniche de Neuburg am Wasser längs spazieren - nix geht mehr.
      In der Nacht läuft auf dem Parkplatz unter meinem Fenster der gesamte Drogenumsatz der Stadt bis morgens 4:30 Uhr.




      22. Tag
      die Tochter besuchen
      Am südlichen Ende von Sete gibt's ein schönes Stück zu radeln am Meer entlang, sogar mit richtigem Radweg. Aber zack isses zu Ende und man fährt auf der Straße. Blöd! Da gibt's noch viel zu gestalten. Lecker gegessen in Agde im Zentrum am Brunnen. Dann noch kleine Runde zu Fuß, um das Essen zu verteilen und um die Zeit zu vertreiben. Um 17:00 Uhr mit dem Zug nach Fort Salses und von dort mit dem Radl zum Wasser und zu meiner Tochter mit ihrer Aachner Gang.

      29. Tag
      und es ist noch schön warm
      In der Nacht regnet es. Am Morgen keine Sonne und kein blauer Himmel. Heut is mein letzter Tag in Frankreich. Ich habe etwas Verdauungsprobleme. Ich muss auch schon aufräumen und alles vorbereiten für die Abreise usw.
      Am Nachmittag kommt die Sonne doch raus und es ist noch schön warm.




      30. Tag
      und es regnet doch noch
      In der Nacht höre ich die Regenschauer und am Morgen sind weder Sonne noch blauer Himmel zu sehen und bald fängt's erneut an zu regnen, erst langsam und dann steigert es sich immer mehr. Sehr schade, denn die Radlstrecke bis Perpignan ist hübsch und auch radlfreundlich angelegt, mit einem richtigen breiten Radweg, der durch ein Naturschutzgebiet entlang eines Flusses führt. So ist dann der Genuss getrübt.
      Am Bahnhof in Perpignan dämmert es mir dann, dass ich irgendwann schon mal hier war und Kim samt Freundin zum Zug gebracht hab. Jedenfalls hat sich das Verkehrschaos hier nicht geändert und auch sonst nicht viel.
      Die Bahnfahrt nach Barcelona ist dann nicht nur billig, sondern auch interessant. Offenbar hat man nicht nur bei der DB, sondern auch bei der spanischen Bahn automatisch adventuretours gebucht. Irgendwo in den Pyrenäen haben wir 40 Min Aufenthalt, ohne dass jemand verrät, was los ist. Dann kurz vor Barcelona müssen wir den Zug wechseln, weil der reguläre plötzlich defekt is und schließlich haben wir weit über ne Stunde Verspätung.
      Unterwegs mit 'nem kleinen Katalanen geklönt. Er lebt südlich von Tauchon und verdient sein Geld mit Hausbau aus Naturstein. Ihn zieht es nach langer Zeit wieder nach Griechenland und morgen fliegt er nach Athen. Ausrüstung ist Radl und Rucksack. Ohne seine Ortskenntnis wäre ich ahnungslos am Zentralbahnhof ausgestiegen und hätte einige km mehr durch Barcelona radeln müssen. Und mit ein jungen Engländerin hab ich mich auch unterhalten, der in Frankreich lebt und Wasserwirtschaft studiert hat und jetzt auf dem Weg ist, für Oxfam in den Südsudan zu reisen um dort mit einer Expertengruppe in der Entwicklungshilfe zu arbeiten.
      Abends dann Streetfight auf den Straßen von Barcelona. Die fahren als sei ein wild um sich schießendes Gangsterauto hinter ihnen her, besonders die vielen Mopeds und Motorroller. Und der Verkehr ist abends so dicht, wie bei uns in Dortmund am Stadion, wenn Borussia gegen Schalke gespielt hat und alle gleichzeitig und sofort nach dem enttäuschenden Spiel nach hause fahren wollen.
      So bin ich dann mit meiner Rosinante wie der Blitz am Hafen und finde auch gleich den richtigen Anleger. Die Wartezeit zu verkürzen hilft mir ein Student (auch Radler) aus Menorca. Der fährt grad zurück nach hause und kommt von ein Tour durch Kuba und ist noch ganz begeistert.
      Jetzt lieg ich in meiner Vierbettkabine versuch mal zu schlafen. Der Wecker steht auf 5:00 Uhr und um 6:00 Uhr is Ankunft in Palma auf Mallorca.




      31. Tag
      Mallorca im Regen?
      Vom Schiff runter geht's direkt in den Regen. Erfreulicherweise haben die Spanier hier prima Radwege angelegt. Ich fahre u.a. am Ballermann vorbei und weiter immer am Wasser entlang. Eine schöne Route
      Aber jetzt erstmal ins Hotel. Dies heißt Delta und liegt westlich von Cala Pi. Ich bin einfach zu müde und will keinen dummen Unfall riskieren auf den regenglatten Wegen. Das Wetter ist den restlichen Tag gemischt und dabei warm. Am späten Nachmittag zeigt die Sonne noch mal was sie kann. Ich setz mich mit Sonnenmütze und viel zu warm gekleidet unten am Wasser auf einen Stein und genieße die Ruhe und die Wärme. Mal wieder ein richtiges Menü zum Abend is auch nett, obgleich hier die große Masse gegen die Qualität und das hübsche Aussehen gegen den Geschmack eindeutig gewinnen können. Aber das erste Bier seit Wochen schmeckt sehr lecker.




      32. Tag
      gegen den Sturm
      Heute bin ich fast die ganze Strecke gegen den Sturm gestrampelt. Sonst wäre es schön zu fahren gewesen, ständig ist ein Radlstreifen am Straßenrand eingezeichnet und wenig Verkehr, der dazu noch Rücksicht nimmt und entlang der Strecke grandiose Ausblicke aufs Meer.
      In Sa Rapito bin ich's dann leid dagegen zu strampeln und esse erstmal zu Mittag. Es ist tausendmal schmackhafter als in dem Vier-Sterne-Hotel von dem ich heut gestartet bin. Danach suche ich nach einem Appartement, weil mir der Ort gefällt. Ich radle noch zur nächsten Marina in östlicher Richtung. Da gibt's aber nur Luxusappartements. Die kleinsten mit mindest zwei Schlafzimmern - is schon schön, jedoch was soll ich damit. Also wieder zurück gefahren und im Immobilienbüro nachgefragt. Der Chef ist Deutscher und es wäre wohl was gegangen. Nur leider ist die Dame mit der Ortskenntnis heut in Urlaub gefahren. Also bleibt mir nichts als ins Hostal Bris - das ist einfach, aber okay. Abends geh ich noch ne kleine Runde am Wasser. Da wird einem ja ganz warm ums Herz, wenn das Wasser so rauscht und die Luft noch ganz mild ist. So bin ich dann noch Bierchen trinken gegangen. Beim Cervesa mit Deutschen geratscht. Die haben ne Wohnung im Taunus und eine hier in Sa Rapida. Nett die Vorstellung, dass man ohne große zusätzliche Kosten dem deutschen Wetter einfach ausweichen kann, wenn's einem dieser wochenlang grummelige und regnerische Himmel auf den Kopf fällt.







      Hier noch einmal das Rad als Ausschnittsvergrößerung:



      Ihr findet die Bilder in der doppelten Auflösung hier:


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