
Hier das Bild noch mal in höherer Auflösung:
the-bike.net/forumsbilder/Gero…ichtour08/AM-Gero-web.jpg
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Es ist soweit, ich werde berichten, was mit dem AM85 passiert ist, welches vorletztes Jahr hier angeboten und verkauft wurde. Es sollte von seinem Vorbesitzer ja auf große Tour geschickt werden, was dann wohl nicht stattfand. Daraufhin habe ich es gekauft und 2008 war's dann soweit - es ging auf große Tour. Erstmal zum üben 1200km in Deutschland und dann 3500km durch Frankreich hindurch. Dinge die ich gleich zu Anfang habe machen lassen war der Tausch der Kettenblätter auf 48/58 (die Kassette 11-32 konnte bleiben) und MKS-Steckpedale. Bei Abholung gekauft wurde dann noch ein Daycarrier plus Tasche, der große Gepäckträger und die festerere Federung für vorne standen bei Vorbereitung der Tour auf dem Einkaufszettel. Leider ist der Lepper-Ledersattel nach nur ein paar 1000km kaputtgegangen, weshalb nun ein Brooks Swift das Rad ziert und über die große Tour hindurch beschwerdenfrei eingeritten wurde.
Das obige Bild zeigt das AM vollbepackt in Tourausstattung, als da wären:
- Lenkertasche Ortlieb ultimate 5 plus (rechts außen immer griffbereit: Die Kamera)
- darunter ein Abus Bordo am Steuerrohr festgeklettet
- zwei Ortlieb Rollsäcke für Zelt, Schlafsack und Isomatte quer auf dem Gepäckträger
- Ortlieb D-Fender obenaufgeschnallt für Kleidung etc., jeweils wieder in einzelne Beutel gepackt
- Moulton Daypack für Regenjacke, -hose, Gamaschen, Beinlinge, Werkzeug und Ersatzschläuche
- ganz oben drauf ein Kleiderbeutel für den Tagesproviant
- großer Flaschenhalter von Topeak für die 1,5-Vorratsflasche am Unterrohr
- Laken Alu-Trinkflasche in passendem grauen Hammerschlaglack plus kleine Toppeak Luftpumpe
- Garmin eTrex Vista auf dem Vorbau mittels der Rucksackhalterung festgeklettet
- Rückspiegel von BuM (der mit dem kurzen Arm - der ganz ohne Arm konnte nicht überzeugen: die Hand im Untenlenkergriff hat den Spiegel laufend verstellt.)
- Ersatzreifen unter dem Gepäckträger (Danke an Jürgen für den Tip)
- Ein BuM Akku-Rücklicht ist am Gepäckträger festgeschraubt, der Ixon Scheinwerfer wird nur bei Bedarf angeklipst und dient nebenher auch als Taschenlampenersatz, wenn die Akkus der Kopfleuchte mal wieder leer sind. (Tip: Darauf achten, daß diese Kopfleuchten über einen Einschaltschutz verfügen. Sonst beleuchten sie tagsüber das Innere des Transportbehältnisses und sind nächtens dann unbrauchbar.)
- Sigma Funktacho 1606 auf dem Kingpin mit Trittfrequenzmessung. (Tip: Kabelbinder sind die besseren Befestigungslösungen. Die Gummiringe sind dicker und werden schnell spröde)
Den nicht ganz normkonformen Lösungen für Lenkertasche, Schloß und PET-Flasche habe ich ebenso ein eigenes Thema gewidmet wie auch der Befestigung des Rücklichts.
Nun möchte ich noch ein Wort über die Wahl der Gepäckstücke verlieren. Wie ja allseits bekannt, ist einer der großen Vorteile des AM seine moilitätsunterstützende Teilbarkeit, die ja möglichst erhalten bleiben soll. Es nützt ja nichts, wenn Gepäck und Rad zusammen beim Bahnsteigwechsel die Kapazität der beiden vorhandenen Arme überschreiten. Also war das Ziel der Gepäckstückwahl maximal mögliche Handfreiheit um das Rad tragen zu können. Deshalb der D-Fender. Dabei handelt es sich um einen wasserdichten Leicht-Rucksack mit D-Ringen oben und unten. Die eignen sich zum einen hervorragend um den Rucksack auf dem Gepäckträger festzuschnallen, als auch dazu, die beiden Gepäckrollen längs des Rucksacks oben und unten anzubinden. Auf der Rückreise per Zug wurden die Lenkertasche und der Daybag samt noch verbleibendem Inhalt in den Rucksack und die Gepäckrollen gestopft und somit hatte ich beide Hände frei, das in die Zeltunterlage eingewickelte AM bequem zu tragen.
Vorab noch etwas zur Streckenplanung: Es wurde nichts lange voraus geplant. Jeden morgen wurde die Michelin Karte 1:200 000 studiert um das GPS mit den Ortschaften als Routenpunkt zu füttern, die auf der Strecke der Wahl lagen. Ich bin fast ausschließlich die "weißen" Straßen gefahren, was sich nur entlang der Rhône als doch schon zu stark befahren herausgestellt hat. (Aber mangels anderer Wege hat man da auch keine andere Wahl.) Sollte sich ein Treidelpfad oder landwirtschaftlicher Nutzweg in Sichtweite ergeben, habe ich den genommen und auf das GPS gepfiffen. In sehr unbesiedelten Gebieten wie der Picardie sind die landwirtschaftlichen Nutzwege als "weiße" Straßen auch in der Karte eingezeichnet, bzw. kennt das Garmin Kartenmaterial CN NT diese und routet darüber. Problematisch war das Autorouting nur in Deutschland. Hier ist aber eher das Kartenmaterial schuld, weil aus der Karte die Verwaltungszugehörigkeit und nicht die aktuelle Nutzungsdichte verzeichnet ist. Das ist in Belgien und Frankreich anders. Da kann man sich darauf verlassen, daß eine "weiße" Nebenstraße sich nicht als eine für Tempo 130 ausgebaute Rennstrecke entpuppt.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meinem elektronischen Wegweiser. Es ist halt wesentlich bequemer an einer Kreuzung den Weg gewiesen zu bekommen als sich auf der Karte erstmal wiederzufinden und dann den richtigen Weg herauszupicken. Seine wahre Stärke spielt das GPS dann aus, wenn es darum geht möglichst schnell aus einer Stadt herauszukommen bzw. möglichst schnell die nächste Nachtstatt zu finden. Da geht's dann weniger um landschaftliche Schönheit als ums ankommen. Und das ist ja die erklärte Stärke solcher Gerätschaften.
Übernachtet habe ich fast ausschließlich auf Camingplätzen, deren GPS-Koordinaten mir dank archiescampings.eu als POI-Liste auf dem Vista vorlagen. Nur einmal stand ich im Nichts und mußte noch mal losstrampeln um einen real existierenden Campingplatz zu finden. Alle auf meiner Tour noch nicht aufgelisteten Plätze sind mittlerweile in der neuen Version vorhanden. Urteil: Empfehlenswert bis unverzichtbar. Für die, die gerne die Tour zuhause vorplanen gibt's auch eine Version für google Earth.
Jetzt aber zum Tourenverlauf: Losgefahren bin ich als erklärter Flachradler, sprich Steigungen möglichst meidend. Anfangs war das auch gut so, denn mangels Ausdauer hätte ich auch kaum das Zentralmassiv durchstanden. Da waren die Ardennen schon eine gute Übung. Die Picardie danach war mit ihren endlosen Feldern ja eigentlich schon langweilig genug. Aber als ich dann in den augustlichen Touristiktrubel an der Atlantikküste in Verbindung mit der landschaftlichen Ödnis von Les Landes geriet und mich an jene Monotonie der um einiges nördlich davon gelegenen ehemaligen Sumpfgebieten sah, reifte die Entscheidung, die Küste zu verlassen, doch vehement. Von der Dordogne hatte ich schon mal gehört, soll toll sein, ist glücklicherweise auch hier in der Gegend. "Ist ein Fluß, also wird's so heftig nicht raufgehen", dachte ich mir während ich die entsprechenden Karten kaufte. Naja, war dann nicht ganz so: Wer kann schon ahnen, daß die Quelle ausgerechnet am höchsten Punkt des Zentralmassivs liegt? Und daß der Weg dahin ein permanentes auf-und-ab ist? Was soll's, einmal angekommen in den stillgelegten Schigebieten des Zentralmassivs stellt sich die Problematik nicht mehr als so dermaßen unlösbar dar, also bleibe ich in der Gegend und fahre über Allier und Ardèche der Rhône und ihrer Mündung entgegen. Dort angekommen verdamme ich meine Entscheidung die Berge zu verlassen und muß nun zwischen rechts - Richtung Spanien oder links Richtung Marseille entscheiden. Der Mont Ventoux liegt in dieser Richtung, dachte ich noch. Reifenmagel - mittlerweile ohne jeglichen Ersatz - und die höhere TGV-Bahnhofsdichte ließ mich jedoch durch die Camargue Narbonne entgegenstreben. Auch hier zuviel Autos und zuviel Strandurlaubstourismus. Besser doch bis nach Carcassone fahren, zurück in die Berge, denkt es in mir. Dazu ist es dann dank einbrechendem Mistral und nicht enden wollenden Regengüssen nicht mehr gekommen.
Wenn das Material müde ist, das Wetter den nahenden Herbst ankündigt und die Wahrscheinlichkeit in den Bergen noch offene Campingplätze zu finden, mit forschreiten der Zeit immer deutlicher gegen Null geht, dann fällt die Entscheidung sich in Narbonne in den TGV zu setzten, sich in Paris sich die Umsteigezeit mit einem opulenten Mahl zu verkürzen und dann mit dem Thalys den Ausgangspunkt der Reise wieder zu erreichen, doch sehr leicht. Ein bißchen bedenklich hat mich nur gestimmt, daß die Rückreise mit 12 Stunden doch um einiges unter der "Anreise" von zwei Monaten lag. Aber was soll's. Denn eigentlich war der Weg das Ziel.
Gruss,
Gero
PS: Für die Fotofreunde habe ich auch eine Auswahl von Fotos der Tour zusammengestellt und kommentiert. Danke Jürgen, für den Platz.